Karl von der Heydt - Neues Testament 1852 / 1863 / 1869


Das neue Testament

aus dem griechischen übersetzt

von

Karl von der Heydt.


Dritte umgearbeitete Ausgabe.


Elberfeld, 1869.

Druck und Verlag von Sam. Lucas.



Karl von der Heydt - Neues Testament 1852 / 1863 / 1869


Vorwort zur ersten Ausgabe

Die heiligen Schriften der Evangelisten und Apostel bedürfen einer Vorrede nicht. Werden sie aber in einer neuen Uebertragung ausgegeben, dann wird der Uebersetzer es kaum unterlaßen dürfen seine Arbeit als solche mit einigen Bemerkungen zu begleiten, und er wird dieß sogar, wenn er dem Gelehrtenstande nicht angehört, als eine ihm obliegende Pflicht anzusehen haben.

Von Jugend auf in der heiligen Schrift unterwiesen, und durch der Eltern Zucht und Beispiel auf das ewige Gotteswort als auf den einigen Grund aller Heilslehre hingewiesen, empfand ich in reiferem Alter das Verlangen, die Schriften der heiligen Evangelisten und Apostel in der Ursprache zu lesen. So entschloß ich mich die griechische Sprache zu erlernen. Der schöne Preiß des vorgesteckten Ziels macht die Mühe und


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Beschwerde des Weges leicht, und der des Gegenstands würdige Eifer sah sich reichlich belohnt, als ich dahin gelangt war selbständig aus dem griechischen zu übersetzen. Jetzt fing ich an einzelne Stücke des neuen Testaments zu bearbeiten; und indem ich ganz planlos unter vielen und längeren Unterbrechungen diese Beschäftigung fortsetzte, geschah es daß nach Verlauf von Jahren die Uebersetzung vollendet war, ohne daß ich eine andere Absicht dabei gehabt als die, meine Mußestunden auf eine zugleich belehrende und erheiternde Weise auszufüllen.

Freunde, deren Urtheil für mich von Werth ist, regten zuerst den Gedanken bei mir an die Arbeit, deren Entstehung und Fortgang sie mit Theilnahme gefolgt waren, drucken zu laßen.

Wenn ein Deutscher eine neu Bibel-Uebersetzung erscheinen läßt, so darf man wol voraussetzen, daß er nie gemeint sein könne dem erhabenen Werke des Mannes, der seines gleichen nicht hat in unserem Volke, irgendwie damit zu nahe zu treten: nicht minder wird die Anmaßung ferne von ihm sein dem Schöpfer und Meister unseres neuhochdeutschen Idioms in Sprache und Ausdruck nachzueifern. Es hat weniger Gefahr, daß wir die Lutherische Bibel überschätzen, als daß wir diesen Schatz nicht nach Verdient würdigen: und doch werden wir Protestanten uns denen nicht beizählen, die eine Uebertragung dem Original gleichstellen oder gar vorziehen. (* Fußnote: Der Kardinal Ximenes, der bekanntlich eine prachtvolle Bibelausgabe veranstaltete, wo die lateinische Uebersetzung, die Vulgata, in der Mitte zwischen dem ebräischen und griechischen Text gedruckt ist, vergleicht in dieser Zusammenstellung die Vulgata mit dem Heilande und die Originale mit den Schächern zu seiner rechten und linken.) Und so werden wir bei der größten Hochachtung vor unserm Reformator und seinem Werk, dessen wir uns als einer Frucht des Geistes dankbar erfreuen, einem neuen Versuch die heiligen Schriften noch wortgetreuer und genauer zu verdollmetschen weder die Berechtigung noch den Nutzen absprechen wollen und dürfen.

Für die Uebertragung gibt es, wie ein geistreicher Theologe treffend bemerkt, zwei Wege. Entweder läßt der Uebersetzer den Schriftsteller möglichst in Ruhe, und bewegt den Leser ihm entgegen: oder er läßt den Leser möglichst in Ruhe, und bewegt den Schriftsteller ihm entgegen. Die letztere Methode mag sich bei gewöhnlichen Büchern empfehlen; bei dem heiligen Buche der Schrift, wo auch die Art wie etwas gesagt wird als gewichtig und bedeutend hervortritt, wird der ersteren für uns um so mehr der Vorzug zuzuerkennen sein, als wir mit unserer reichen und bildsamen Sprache vor allen anderen Völkern befähigt sind, das was das griechische Original sagt in derselben Weise zu sagen.

Ist dieses Ziel auch nicht vollständig erreichbar ohne der eignen Sprache Gewalt zu thun, so habe ich


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dasselbe doch unverrückt vor Augen gehabt; und in den Fällen, wo eine Umschreibung dem Gedanken einen gremden Ausdruck würde gegeben haben, fand ich kein Bedenken dem Ausdrucke lieber eine fremde oder ungewöhnliche Form zu geben. Es war durchgängig mein Bestreben die Uebertragung nicht nur dem Sinne und Geiste nach, sondern auch in Bezug auf genaue Wortbedeutung, auf Zeitformen, auf Wortstellung, und selbst in dem anscheinend geringfügigen dem Original nachzubilden, und wo die heiligen Schreiber absichtlich einer auch im griechischen ungewöhnlichen Form sich bedienen, auch dieß bemerkbar zu machen. Wo es das Verständnis erforderte, sind die für uns unvermeidlichen Verbindungsworte in kleinerer Schrift eingefügt; wo der Sinn des griechischen Wortes mit einem einzelnen Worte nicht erschöpfend wiederzugeben ist, findet sich ein erläuternder Zusatz in Parenthese. - Die reichen Hülfsmittel, welche deutsche Gelehrsamkeit im Gebiete der griechischen Sprachkunde zugänglich gemacht hat, habe ich fleißig benutzt, und vor allem ist mir die durch Sachkunde und Scharfsinn gleich ausgezeichnete Winers Grammatik des neutestamentlichen Sprachidioms von Werth gewesen.

Wenn meine Uebersetzung unter dem gnädigen Segen des Herrn dazu beitragen möchte dem einen und anderen unter denen die sich fürchten vor Gottes Wort das Verständnis der Schriften zu erleichtern, so ist meine Absicht erreicht. Und in diesem Vertrauen wage ich es eine Arbeit in den Durck zu geben, die mir in diesen Jahren unter den mancherlei Sorgen und Mühen des Berufs und des täglichen Lebens zur Freude und Erholung gereichte, und von der ich jetzt mit dem Gefühle scheide womit man von einem Freunde scheidet.

Elberfeld, geschrieben am ersten Mai 1852.


Vorwort zur zweiten Ausgabe.

Als ich meine Uebersetzung des neuen Testaments drucken ließ, war ich mir wohl bewußt daß sie hinter dem Ziele zurückblieb, welches ich mir vorgesteckt hatte. Durch die neue Ausgabe ward mir willkommner Anlaß gegeben, sie durchweg sorgfältig zu überarbeiten und dadurch, wie ich hoffe, jenem in vorstehendem Vorwort bezeichneten Ziele näher zu bringen. Der Segen des Herrn möge dieselbe begleiten!

Godesberg, im Oktober 1863


Karl von der Heydt - Neues Testament 1852 / 1863 / 1869


Vorwort zur dritten Auflage

Indem es mir vergönnt ist das mit Lust und Liebe begonnene und mit Treue fortgeführte Werk der Uebersetzung des Neuen Testaments jetzt in nochmaler sorgfältiger Ueberarbeitung zum dritten male auszugeben, habe ich nur den einen Wusnch, mehr und mehr durch diese Arbeit dazu beizutragen daß das Verständnis des göttlichen Worts gefördert werde.

Elberfeld im Februar 1869.

Carl von der Heydt.




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